Julia Hohenwarter O-O-O
Die permanente Installation O-O-O von Julia Hohenwarter im Lakeside Science & Technology Park bringt all jene Momente des Gastgebens, für die das Programm des Kunstraums seit seiner Gründung steht, mit nur einem Wort auf den Punkt: „Open – Offen – Odprto“. Gleich einer Fahnenstange, die vom Kunstraum Lakeside selbst ebenso als Kommunikationsplattform genutzt werden kann wie von Passant*innen, setzt die Skulptur eine subtile Markierung in den (semi-)öffentlichen Raum. Durch die Eingriffe der Nutzer*innen vor Ort in den kommenden Jahren stets in Verwandlung begriffen, steht O-O-O für Offenheit, Veränderungsbereitschaft und Großzügigkeit, für Bedingungen also, die Gastfreundschaft erst ermöglichen, aber auch das Gast-Sein gelingen lassen. In beiden Fällen geht es schließlich darum, sich in Relation zu anderen zu verstehen, Verantwortung für die potenzielle gegenseitige Verwundbarkeit anzunehmen und sich so im positiven Sinne „befremden“ zu lassen.
Im Oktober 2005 wurde der von Josef Dabernig entworfene und eingerichtete Kunstraum Lakeside nach einer zweijährigen Entwicklungsphase als Ergebnis eines Kunst-am-Bau-Konzepts eröffnet. Seither ermöglicht der Raum die Auseinandersetzung mit den spezifischen Gegebenheiten und Funktionen des Lakeside Science & Technology Parks, einem Gefüge also, das den Kunstraum beherbergt und teilfinanziert. Die Realisierung von temporären Projekten wie Ausstellungen, diskursiven Veranstaltungen und Performances sowie die Implementierung von permanenten künstlerischen Projekten in den öffentlichen Bereichen des Parks dienen dabei nicht einer selbstreflexiven Nabelschau, sondern umkreisen konkret wie beiläufig grundlegende Aspekte rund um Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Julia Hohenwarter setzt nun mit der Skulptur O-O-O die Idee des Kunstraums als sich dauerhaft im Wandel und je nach thematischen Voraussetzungen in Veränderung befindlicher Ort im Außenraum – direkt vor dem Kunstraum Lakeside – fort. Indem sie Teile der vertikalen Struktur des Ausstellungsraums, eine der markanten Betonsäulen, das Lüftungsrohr im Zentrum und die Stromversorgungsleiste im Eingangsbereich, abstrahierend aufgreift und vom Inneren nach außen führt, schafft sie ein materielles Raumzitat, von dem sich auch Hinweise auf die Funktionen des Kunstraums ablesen lassen. „In meiner Arbeitsweise“, so die Künstlerin über ihre Praxis, „möchte ich die Volatilität und Prekarität, das solidarische Moment im Material, das Erstarren und Besetzen von Räumen hervorheben; dass alles ständig in Veränderung ist. Und damit die Instabilität und Fragilität unserer architektonischen Realität.“
Es ist davon auszugehen, dass die exakt in der Höhe des Kunstraums bemessene Skulptur O-O-O im Lauf der Zeit mit Aufklebern, Tags und sonstigen Elementen übersät sein wird, wie das bei Stangen von Straßenschildern im urbanen Raum häufig zu beobachten ist. Mehr noch: Passant*innen sind explizit eingeladen, ihre Spuren auf dem vertikalen Element zu hinterlassen. Auch der Kunstraum wird die mit Bändern, Schnallen und Laschen versehene und im Ganzen feuerverzinkte Metallstange, die aus einem Fundament ragt, nutzen, um sein Programm anzukündigen. Die zur Installation gehörenden slowenisch-, deutsch- und englischsprachigen Aufkleber „Open – Offen – Odprto“ bekräftigen die Bereitschaft des Kunstraums, nach den Prinzipien der Gastfreundschaft zu agieren. Die dort ausstellenden Künstler*innen schließlich haben die Möglichkeit, Julia Hohenwarters Skulptur als Raumerweiterung zu nutzen, um in den Außenraum zu intervenieren und damit die die Öffnung des Kunstraums zu seiner Umgebung weiter zu stärken.
Julia Hohenwarter (* 1980 in Österreich) lebt und arbeitet in Wien.
Download
Pressetext und Bilder