Inklusive Robotik
Im Projekt SAFEIVERSE entwickelt das Institut ROBOTICS gemeinsam mit dem Institut POLICIES der JOANNEUM RESEARCH Produktionsarbeitsplätze, bei denen sich Maschinen an Menschen anpassen, sicher und inklusiv. Key Researcher Clara Fischer betont die gesellschaftliche Relevanz: „Wir haben in Österreich einen Fachkräftemangel, gleichzeitig werden viele Menschen mit Einschränkungen nicht ausreichend in den Arbeitsmarkt integriert. Die Zusammenarbeit mit Robotern könnte eine Lösung sein.“
Österreichische Unternehmen mit mindestens 25 Mitarbeitenden sind verpflichtet, mindestens eine gesetzlich begünstigt behinderte Person zu beschäftigen. Trotz dieser Vorgabe erfüllt nur etwa ein Viertel der Betriebe diese Verpflichtung. Fischer sieht darin ungenutztes Potenzial: „Wir müssen nicht darauf schauen, was Menschen nicht können, sondern darauf, was sie können und wie Roboter sie gezielt unterstützen können.“
Ein zentrales Thema ist die Sicherheit, da bestehende Sicherheitsstandards überwiegend auf Menschen ohne Einschränkungen ausgelegt sind. Die Expert*innen von ROBOTICS arbeiten daher in Gremien an einer Weiterentwicklung der Normen, um diese inklusiver zu gestalten und für alle zugänglich zu machen.
Ein Beispiel aus der Forschung zeigt, wie inklusive Arbeitsplätze gestaltet werden können. Sensitive Leichtbauroboter in menschzentrierten sogenannten kollaborativen Applikationen übernehmen monotone Aufgaben und tragen zur ergonomischen Verbesserung bei. So kann etwa ein Roboter ein Bauteil halten, während eine Person es verschraubt. Die Technologie passt sich dabei individuell an: „Die Tischhöhe kann automatisch verstellt werden, falls sich eine Person im Rollstuhl sitzend darauf zubewegt, und der Roboter wartet, bis die Person bereit ist, bevor er sich bewegt“, beschreibt die Expertin ihren Versuchsaufbau.
Das Projekt wird von verschiedenen Institutionen begleitet, darunter Behinderteneinrichtungen, die frühzeitig in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Auch Unternehmen, die ihre Produktionsabläufe inklusiver gestalten möchten, sind beteiligt.
Maschinen, die sich an den Menschen anpassen
Neben der Arbeitsplatzgestaltung geht es auch um die Anpassung von Maschinen an die Bedürfnisse der Menschen. Statt nur zu analysieren, wie Menschen mit Maschinen interagieren, rückt nun die Frage in den Fokus: „Wie können sich Maschinen an Menschen anpassen?“ Der Roboter erfasst die Situation mithilfe von Sensoren. Kamerasysteme oder Sensoren erkennen, ob sich eine Person im Rollstuhl nähert und stellt beispielsweise die Tischhöhe ein. Dasselbe könnte durch Anmeldechips ausgelöst werden, die visuelle statt akustische Warnsignale auslösen und so eine barrierefreie Nutzung unterstützen.
Neben dem positiven Einfluss auf die Gesellschaft gibt es auch wirtschaftliche Vorteile. Die Forschung zeigt, dass inklusive Technologien dazu beitragen können, Langzeitkrankenstände zu verringern und die Ergonomie für Arbeitnehmer*innen zu verbessern.
Zukunft der Arbeitswelt: Flexibel und menschenzentriert
Die Arbeitsplätze der Zukunft sollen flexibler und autonomer werden. Sie passen sich an die Fähigkeiten der Beschäftigten an – beispielsweise durch individuell angepasste Arbeitshöhen oder assistierende Roboter, die körperliche Belastungen reduzieren. KI-gesteuerte Systeme ermöglichen es zudem, Bedürfnisse der Mitarbeitenden frühzeitig zu erkennen und individuell darauf einzugehen.
Projekt SAFEIVERSE: „Integration von Diversität und Inklusion in die Gestaltung von sicheren Mensch-Roboter Kollaborationen“
Das Projekt SAFEIVERSE wird durch den Kärntner Wissenschaftsfonds (KWF) gefördert und läuft bis Juli 2026. Die entwickelten Konzepte sollen in der Praxis getestet und evaluiert werden. Sarah Beranek vom Institut POLICIES bringt dabei die Genderperspektive ein und untersucht die Akzeptanz der Technologien. Ziel ist es, einen Best-Practice-Arbeitsplatz zu schaffen, der als Vorbild für Unternehmen dient. Fischer fasst zusammen: „Wir wollen zeigen, dass eine vielfältige Arbeitswelt durch innovative Technologien realisierbar ist.“
Die JOANNEUM RESEARCH ist Innovations- und Technologieanbieter im Bereich der angewandten Forschung. Als Forschungsgesellschaft der Länder und Regionen prägen wir mit unseren Forschungskompetenzen die Entwicklung unserer modernen Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig und menschenzentriert. Als multidisziplinäres Team in flexiblen, innovationsfreundlichen Strukturen leben wir höchste gesellschaftliche und wissenschaftliche Ansprüche.
DIin Clara Fischer
Clara Fischer ist Key Researcher am Institut ROBOTICS von JOANNEUM RESEARCH in Klagenfurt. Sie studierte Maschinenbau an der TU Wien mit den Schwerpunkten Rehabilitationstechnik und Luftfahrtgetriebe. Ihre Forschung konzentriert sich auf die sichere und inklusive Mensch-Roboter-Kollaboration. Vor ihrem Wechsel zu JOANNEUM RESEARCH im Oktober 2023 arbeitete sie vier Jahre lang an der TU Wien im Bereich Robotersicherheit. Ihr besonderes Interesse gilt der Anpassung von Arbeitsplätzen an individuelle Bedürfnisse, um die Integration von Menschen mit Einschränkungen in den Arbeitsmarkt zu fördern.
Kontakt:
DIin Clara Fischer
ROBOTICS - Institut für Robotik und Flexible Produktion
Forschungsgruppe Industrie-Robotersystem-Technologien
Lakeside B13b, 9020, Klagenfurt am Wörthersee
Tel.: 0664 602 876-2043